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1. Neue und neueste Geschichte - S. 28

1880 - Dillenburg : Seel
— 28 — Philipps Gefangenschaft war eine viel härtere, als diejenige Johann Friedrichs; er mußte sich die lästigsten Beschränkungen und die roheste Geringschätzung von Seiten seiner Wärter gefallen lassen. — Der schmalkaldische Bund war vernichtet. c. Passauer Vertrag; Augsburger Religionsfriede. Das Glück hatte dem Kaiser im Kriege gelächelt, und er glaubte nun, die religiösen Streitigkeiten ebenso leicht beseitigen zu können. Dnrcki Geistliche beider Konfessionen ließ er eine Glaubensformel aufsetzen, der alle Parteien sich fügen sollten, bis ein allgemeines Concil alle Theile befriedigen werde. Diese Glaubeusvarschrist, das Augsburger Interim genannt, war den Katholiken günstig, weshalb viele Protestanten, unter ihnen auch Moritz vou Sachsen, sich weigerten, dasselbe anzunehmen. Am hartnäckigsten zeigte sich darin die Stadt Magdeburg, welche der Kaiser während des schmalkaldischen Krieges nicht bezwungen hatte, nicht ahnend, daß er damit „ einen Dorn im Fuße stecken ließ, der ihm hernach sehr schmerzhaft werden sollte." Der Kaiser sprach die Acht über Magdeburg aus und beauftragte Moritz mit der Vollstreckung derselben. Aber dieser war nicht mehr der ergebene Freund Karl's; das Gefühl der Schuld, unehrenhaft gegen feine Glaubensgenossen gehandelt zu haben, drückte ihn, und er suchte Gelegenheit, sich den Protestanten wieder mehr zu nähern, da er von ihnen gemieden ward; dazu kam die unwürdige Behandlung seines Schwiegervaters und die Abweisung jeglicher Fürbitte für denselben. Philipp hatte nemlich einen Versuch gemacht, nach den Niederlanden zu entfliehen, war aber wieder gefangen genommen und in die Festung Mecheln gebracht worden, wo er eine schmähliche Behandlung erfuhr. Da der Kaiser gegen alle Bitten Moritzens taub blieb, schloß letzterer ein Bündnis mit dem Söldnerführer Albrecht Aleibiad es von Brandenburg-Kulm- , bach; auch König Heinrich Ii. von Frankreich (Sohn Franz I.) wurde in das Bündnis gezogen; weitere Bundesgenossen waren ein Herzog von Mecklenburg, Wilhelm von Hessen und der Kurfürst von Brandenburg. Die Belagerung Magdeburgs war von Moritz sehr lässig betrieben worden; er forderte die Stadt jetzt zur Uebergabe auf, und da die Bedingungen günstig waren, so ergab sie sich. Nun wandte sich Moritz mit feinem Heere nach Süddeutschland. Trotz der Warnungen der geistlichen Kurfürsten, welche von Trident aus dem Kaiser ihre Befürchtungen mittheilten, traute Karl dem Moritz 4

2. Neue und neueste Geschichte - S. 29

1880 - Dillenburg : Seel
— 29 — noch; Moritz suchte auch den Kaiser sicher zu machen, indem er in Jnsbruck, wo Karl gerade weilte, für sich eine Wohnung miethen ließ. Ansangs des Jahres 1552 zog er seine Truppeu zusammen und trat offen gegen den Kaiser auf, beschuldigte denselben, daß er die wahre christliche Religion auszurotten suche und daß er wider Vertrag und Fürsteuwort seinen Schwiegervater in ungeziemender Gefangenschaft halte. Von Augsburg aus wandte er sich gegen die Ehrenberger Klause, welche vou den Kaiserlichen besetzt war. Von einem Schäfer erfuhr er einen Pfad, der auf die Höhe des Felfeus führte; ein rasch unternommener Sturm führte zum Ziele; die Besatzung ergab sich. Eine Meuterei, welche in seinem Heere ausbrach, hielt ihn einen Tag auf im Vormarsch; diesem günstigen Umstande verdankte der Kaiser seine Rettung. In einer Sänfte ließ er sich bei fürchterlichem Unwetter über das Gebirge nach Villach in Kärnthen tragen. Da auch Karls Bruder Ferdinand mit Moritz im Buude war und jetzt auch der französische König die Waffen gegen Karl erhob, fo mußte dieser nachgeben. Es kam noch in demselben Jahre (1552) zum 1552 Passauer Vertrage, nach welchem vorerst jeder Kampf aufhören sollte; die gefangenen Fürsten wurden freigegeben. Drei Jahre später (1555) erfolgte der Augsburger Religions-1555 friede, welcher den Protestanten gleiche Rechte, wie sie die Katholiken besaßen, einräumte. Damit war eine rechtliche Grundlage geschaffen für die Protestanten. Doch trug dieser Religionsfriede den Keim späterer Verwicklungen in sich und zwar in dem s.g. geistlichen Vorbehalt (reservatum ecclesiasticum), d. i. in der Bestimmung, daß, wenn ein katholischer Bischof, Pfarrer 2c. zu der lutherischen Lehre Überträte, derselbe zwar deswegen nicht angegriffen werden dürfe, daß er aber damit feiner Pfründe verlustig gehe. Ohne diesen Vorbehalt wären wohl viele Bischöfe Zur neuen Lehre Übergetreten, aber der Verlust von Land und Gut hielt viele zurück. ^Kurfürst Moritz erlebte diesen Frieden nicht. Sein früherer Waffengefährte Albrecht Alcibiades fügte sich dem Vertrage nicht, setzte den Krieg auf eigne Faust fort und plünderte besonders am Rhein Kirchen und Klöster. Als er auch in Braunschweig einen Einsall machte, zog Moritz dem Herzog Heinrich zu Hülfe. Bei Sievershausen (östlich von Hannover) kam es 1553 zur Schlacht, in welcher Moritz tödtlich verwundet wurde; bald daraus starb er. Sein Vetter Johann Friedrich starb 1554.

3. Neue und neueste Geschichte - S. 30

1880 - Dillenburg : Seel
30 d. Tod Karls V. Nach so vielen getäuschten Hoffnungen und nach so vielen für ihn schmerzlichen Erfahrungen trug Karl V. feine Lust mehr, die Bürde der Regierung noch länger Zu tragen. 1556 Er übergab 1556 die Regierung seinem Bruder Ferdinand und zog sich in das Kloster St. Just in Spanien zurück. Dort soll er sich viel mit Uhrmacherei beschäftigt und versucht haben, den Gang zweier Uhren in Uebereinstimmung zu bringen, und als ihm dies nicht gelang, soll er ausgerufen haben: „Ich Thor wollte einst die ganze Welt unter einen Glauben bringen und kann jetzt nicht einmal zwei Uhren auf einen Gang bringen!" Er starb 1558. 3. pie iuforuttttian in Frankreich und in England. a. Ende des Concils; Stiftung des Jesuitenordens. Weil das Concil zu Trient von den Protestanten nicht beschickt worden war, so war von vornherein eine Einigung zwischen diesen und den katholischen Ständen ausgeschlossen; das Concil dauerte noch bis zum Jahre 1563; in seinen Beschlüssen erblicken die Katholiken die Verbesserung ihrer kirchlichen Zustände; durch die jebem Glaubensartikel angehängte Verdammungsformel wurde jedoch die Kirchentrenmmg für immer befestigt. Schon oben ist bemerkt, daß verschiedene Auswüchse des Protestantismus diesem gar sehr zum Nachtheil gereichten. Noch mehr that dies die zwischen den bentschen und den schweizerischen Protestanten herrschenbe Uneinigkeit, welche noch vor Melanchthons Tode in offenen Haß ausartete. Würbe so aus dem Schoße der evangelischen Kirche ihrer eignen Verbreitung entgegengearbeitet, so ließ es auch die katholische Kirche an der Bekämpfung der ihr feinblichen Elemente nicht fehlen. Noch zu Lebzeiten Luthers würde in der katholischen Kirche ein Orden gegriinbet, der eine Gegenmacht gegen die über Deutschlands Grenzen sich verbreitere lutherische Lehre sein sollte: der Jesuitenorden. Der Stifter desselben war Ignaz Loyola. Derselbe hatte sich anfangs der kriegerischen Laufbahn gewidmet; in Folge einer Verwundung wurde er zum Kriegsdienste untauglich. Während der sehr langsamen Heilung seiner Wunde hatte er die Lebensgeschichte Jesu und der Heiligen gelesen und entschloß sich nun, der Welt zu entsagen und sich dem geistlichen Leben zu widmen. In Paris verband er sich mit mehreren gleichgesinnten Freunden, das Leben der Bekehrung der Ungläubigen in dem heiligen Lande zu widmen. Da aber ein Krieg die Abreise nach Palästina verhinderte, so

4. Neue und neueste Geschichte - S. 32

1880 - Dillenburg : Seel
— 32 — (Sonbe*). Zwar würden bte Hugenotten in den brei ersten Kriegen mehrmals völlig geschlagen; aber sie errangen in einem 1570 abgeschlossenen Frieden volle Religionsfreiheit außerhalb Paris; dazu würden ihnen vier Städte als Sicherheitsstäbte eingeräumt. Um bte Resormirten in Sicherheit einzuwiegen, plante Katharina von Mebicis eine Vermählung ihrer Tochter Margaretha mit Heinrich von Navarra. Die Verbinbung kam zu Staube, und am 18. August 1572 saub die feierliche Vermählung zu Paris statt. — Karl Ix., ein wohlwollender, aber leicht erregter Fürst, ; war von feiner Mutier gegen die Hugenotten ausgehetzt worben ; biefe feien, so sagte man ihm, untreue Unterthanen, welche mit ihren Glaubensgenossen im Auslanbe für Frankreich nachtheilige Serbinbungen unterhielten, die Häupter der Hugenotten beabsich- < tigten einen neuen Krieg gegen die katholische Partei u. bergl, nt. Durch berartige Vorspiegelungen war der junge König mit bit- ■ terem Hasse gegen alle Religionsneuerer erfüllt worben, und er beschloß, die Hugenotten alle und zwar auf einmal zu vernichten; j Gelegenheit dazu sollte die Hochzeitsfeier feiner Schwester mit -Heinrich von Navarra bieten, bettn zu biefer würden sich, so ließ sich erwarten, sehr viele und unter biefen auch die Häupter der Partei in Paris einfinden. In größter Stille wurde die Ausführung des Schreckensplanes vorbereitet; bte Nacht vom 23. auf bett 24. August war zur Ausführung bestimmt. Das Kennzeichen der Katholiken war ein weißes Band am linken Arme; auf ein Zeichen mit der Glocke vom Sonore**) sollte die Metzelei be-gittnen; alle ohne Unterschieb sollten niebergemacht werben; nur Heinrich von Navarra und Conds waren ausgenommen, da man sie zum Rücktritt zur katholischen Kirche zu zwingen hoffte. Am Abend des 23. August befand sich der König in großer Erregung; Zweifel über den Ausfall des Schreckensplanes ängstig- : ten seine Seele. Seine Mutter wich nicht von ihm; sie mußte ihm fortwährend Muth einsprechen. Der Angriff sollte um drei Uhr morgens geschehen; aber schon um 12 Uhr nachts nöthigte man dem Könige den Befehl ab, das Zeichen mit der Glocke zu geben. Kaum ertönte der Glockenfchall, so begann auch schon der Mordangriff auf allen Seiten; 300 Bewaffnete umstellten das Haus Coligny's, erbrachen dasselbe und stürmten hinein; ein junger Mattn stieß dem verdienten Manne den Degen in den Leib, töbtete ihn vollenbs und warf den Leichnam auf die Straße. *) spr. Kongdee. **) Luwr; es ist der königliche Palast.

5. Neue und neueste Geschichte - S. 33

1880 - Dillenburg : Seel
er — 83 — Auf allen Straßen wüthete das Morden; die Hugenotten, durch den Lärm aufgeschreckt, eilten auf die Straße, den Mordknechten in die Hände; als die Straßen leer waren, eilte man in die Häuser und wüthete auch da mit gleicher Grausamkeit; die über die Straßen Flüchtenden wurden durch quer gespannte Ketten an der Flucht gehindert; aus den Kellern und von den Speichern wurden die unglücklichen Opfer hervorgezogen. Der König selbst soll aus seinem Gemache gerufen haben: „Tödtet! tobtet!"; er soll Flüchtige mit eigner Hand niebergeschossen haben. Dies gräßliche Morben bauerte 3 Tage und zwar nicht allein in Paris, sonbern in ganz Frankreich; in Paris waren 2000 Protestanten umge-t kommen, im übrigen Frankreich 25 — 30 000. Die beiben Hänpter : bei' Protestanten, Heinrich von Navarra und Prinz (Sonbe, würden ! vor den König gebracht, welcher sie aufsorberte, sofort zur katho-1 lischen Kirche zurückzukehren; Heinrich versprach in seiner Angst > alles; Sonbe aber erwiberte, daß Religion sich nicht befehlen 1 lasse, worauf der König mit Hinrichtung brohte; nach breitägiger l Bebenkzeit fügte auch er sich. Die gräßliche Nacht vom 23. auf bett 24. August 1572 l nannte man des barauf fölgenben Bartholomäustages wegen die -Bartholomäusnacht; auch nennt man sie mit Beziehung auf i die vorangegangene Hochzeit Heinrich's von Navarra die Pariser - Sbluthochzeit. Im Anslanbe erregte die Blutthat meist großen > Abscheu, besonbers in England und Deutschland; bagegen trium-1 phirte Philipp Ii. von Spanien, auch in Rom soll große Frenbe 1 geherrscht haben. Die Reste der Hugenotten schlossen sich nun um so enger an 3 einander an und vertheilten mit Tobesverachtung ihren Glauben. Zwei Jahre nach jener Blutnacht starb Karl Ix. an einer unheilbaren Krankheit unter den schrecklichsten Gewissensbissen. Ihm t folgte Heinrich Iii., unter bessen Regierung die Religionskriege ic unausgesetzt ihren Fortgang nahmen; als er 1589 starb, folgte liihm sein Bruder Heinrich von Navarra als Heinrich Iv. Er )erließ das Ebict von Nantes,*) durch welches die Reformir-tten gleiche Rechte mit den Katholiken erhielten. Damit waren äbie Religionskriege beenbet. Heinrich Iv. fiel durch Mörberhanb, c. Reformen in England. Auch in England hatte die ^Reformation bald Eingang gefunden. Dort herrschte zur Zeit Muthers König Heinrich Viii., welcher die von seinem Vater er- *) spr. Nangt. Hopf, Lehrbuch, Iii. ß

6. Neue und neueste Geschichte - S. 11

1880 - Dillenburg : Seel
— 11 — den Worten zurück: „Ich will nicht mit Sigismund erröthen." Da zwei Kurfürsten (auch der Landesherr Luthers) bereits abgereist waren, so suchte der Kaiser das Werk Luthers noch dadurch zu hindern, daß er den vier andern Kurfürsten das Wormser Edikt zur Unterschrift vorlegte. In demselben wurde die Verbreitung der neuen Lehre strenge verboten, Luther für einen Ketzer erklärt und die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Darnach reiste der Kaiser ab nach Spanien und überließ die Regierung des Reiches einem Collegium von Reichsfürsten, an dessen Spitze sein Bruder Ferdinand stand. e. Luther auf der Wartburg. Noch ehe die Frist des freien Geleites abgelaufen war, befand sich Luther in Sicherheit; Friedrich der Weise hatte dafür gesorgt. Als Luther auf der Rückreise von Eisenach seitwärts fuhr, um einige Freunde zu besuchen, überfielen mehrere bewaffnete und verkappte Reiter seinen Wagen, rissen ihn heraus und schleppten ihn mit in den Waldbaus weiten Umwegen wurde er in der Nacht aus die Wartburg (bei Eisenach) gebracht. Hier erhielt er den Namen Junker Georg, mußte sich ritterlich kleiden, Bart und Haupthaar wachsen Jsaffeit und sich ritterliche Sitten und Geberden angewöhnen und fleißig mit den andern Rittern auf die Jagd gehen. Freilich gefiel ihm das Leben auf der Wartburg nicht; er schrieb an einen Freund: „Ich wollt lieber zur Ehre Gottes auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit halb leben und verfaulen." Meist saß er in seinem Zimmer und studirte oder schrieb Briese, welche durch geheime Boten an seine Freunde befördert wurden. Seine Gegner hielten ihn für todt, da er so plötzlich spurlos verschwunden war. Aber Luther lebte, und die Zeit seines Aufenthaltes auf der Wartburg gereichte feinem Werfe zu mächtiger Förderung. Das Mittel dazu war Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, welche er auf der Wartburg begann. Es gab wohl schon deutsche Bibeln, aber diese waren nicht nach dem Grundiert der Heil. Schrift, sondern nach der lateinischen Bibel, der Vulgata, (vom Kirchenvater Hieronymus) übersetzt. Luther dagegen übersetzte direkt ans den Grundsprachen. Es war ein außerordentlich schwieriges und mühevolles Werk, die alten Schriftsteller so ins Deutsche zu übertragen, daß es von jedermann verstanden werden konnte; ein einzelner Spruch, ja ein einziges Wort Hat oft tage-, ja wochenlange Arbeit erfordert. Die (Schwierig-O

7. Neue und neueste Geschichte - S. 41

1880 - Dillenburg : Seel
erkannten Wahrheit bis Zum letzten Athemzuge treu zu bleiben." Den lutherischen Unterthanen versicherte er, ihren Glauben und ihre Gewissensfreiheit unangetastet zu lassen. Als er 1619 starb, hinterließ er ein Reich von 1470 ^Meilen mit 900,000 Einwohnern. 5. per dreißigjährige Krieg. a. Veranlassung zum Kriege. Im Jahre 1617 war das Reformations-Jubiläum gefeiert worden; dasselbe hatte ganz besonders in Böhmen die Spannung zwischen den Protestanten und Katholiken erhöht. Während die Protestanten fortwährend bedrückt und verfolgt wurdeu, begünstigte man den Jesuitenorden in auffallender Weise; der protestantische Burggraf Matthias von Thurn wurde seines Amtes enthoben, und zwei den Protestanten gerade am meisten verhaßte Männer, Martinitz und Slavata waren in die Zahl der böhmischen Statthalter aufgenommen worden: durch das alles stieg die Gereiztheit der Protestanten so hoch, daß es nur noch eines geringfügigen Anlasses bedurfte, um die Empörung in hellen Flammen auflodern zu lassen. Die Protestanten hatten nun in Klostergrab, auf dem Gebiete des Erzbischofs von Prag, eine Kirche erbauen lassen, ebenso in Braunau, welche Stadt dem Abte von Braunau unterstellt war. Auf kaiserlichen Befehl aber wurde die Kirche zu Klostergrab niedergerissen und die zu Braunau geschlossen. (Der Kaiser war hierzu formell im Rechte, denn nach einer bestehenden Bestimmung durften die Protestanten auf geistlichem Gebiete keine Kirchen und Schulen errichten.) Als die protestantischen Stände sich hierüber beschwerten, erhielten sie dafür einen schärfen Verweis. Da erschienen am 23. Mai 1618 1618 Abgesandte der protestantischen Stände auf der Statthalterschaft zu Prag und stellten die anwesenden Statthalter zur Rede, ob das kaiserliche Schreiben von ihnen veranlaßt worden sei. Als sie keine genügende Antwort erhielten, erhitzte sich der Streit so, daß die Abgesandten zwei der anwesenden Statthalter, Martinitz und Slavata, und ihren Geheimschreiber Fabricius aus dem Fenster hinaus in den Schloßgraben warfen. Trotz der bedeutenden Höhe kamen alle drei mit dem Leben davon, und einer von ihnen eilte nach Wien, um dem Kaiser den Vorfall zu berichten. Es war eine rohe Gewaltthat, und die Protestanten fühlten das und sahen voraus, welche Folgen diese nach sich ziehen müsse. Um denselben begegnen zu können, rissen die Protestanten die : Regierung an sich, vertrieben die Jesuiten, welche man als die

8. Neue und neueste Geschichte - S. 13

1880 - Dillenburg : Seel
— 13 — hältnisse an. Wie auf gemeinsame Verabredung erhoben sich in mehreren Gegenden Deutschlands die Bauern und forderten von ihren Gutsherren Aushebung der Leibeigenschaft und Beseitigung des harten Druckes, sich dabei auf Luthers Lehre von der Freiheit und auf die Bibel berufend. In zwölf Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen und schickten sie zunächst an Luther, damit er sich über dieselben ausspreche. Luther erkannte einige ihrer Forderungen als begründet an, ermahnte die Aufständischen jedoch dringend zur Ruhe; die Gutsherrn forderte er zur Mäßigung auf. Aber weder die einen, noch die andern hörten auf seine Stimme; bald brach in Franken, Thüringen, Schwaben und im Elsaß die Empörung offen ans. Die Bauern rotteten sich zusammen, Zogen unter schrecklichen Verwüstungen umher, um überall ihre zwölf Artikel zur Annahme und Geltung zu bringen; Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, Bilder und Crucifixe zertrümmert, die Burgen geplündert und niedergerissen, Edelleute und Priester mishandelt und getödtet. Der leidenschaftliche Karlstadt stand an der Spitze einer solchen Bande. Da schrieb Luther eine Schrift: „Wieder die räuberischen und mörderischen Bauern," worin er ihr Beginnen in der schärfsten Weise vernrtheilte; die Fürsten forderte er auf, die ihnen von Gott verliehene Macht gegen die Bauern und ihr frevelhaftes Werk zu gebrauchen. Der schwäbische Bund sammelte ein Heer und stellte es unter den Oberbefehl des Grafen Truchseß von Waldburg, dem ei nicht schwer wurde, die ungeordneten und ungeübten Bauernhaufen zu zerstreuen; die Reste der Zersprengten verkrochen sich in die Wälder, wurden aber, wenn man sie sand, aufs schonungsloseste niedergemetzelt. Noch ehe dieser Aufstand ganz gestillt war, brach in Thüringen ein andrer aus, an dessen Spitze Thomas Münzer stand. Dieser stammte ans Stolberg am Harz, war zuerst Gymnasiallehrer zu Braunschweig, dann Diakonus zu Zwickau; wegen fortgesetzter Streitigkeiten wurde er seines Amtes entsetzt, und wegen Aufwiegelung zum Widerstände gegen die Obrigkeit wies ihn der Magistrat zu Zwickau aus der Stadt. Als Karlstadt in Wittenberg den Bildersturm begann, begab er sich dorthin, mußte aber mit den übrigen Zwickaner Propheten von dort weichen. Nun trat er selbstständiger auf, rühmte sich göttlicher Offenbarungen, behauptete, das Wesen der christlichen Freiheit besser zu kennen, als Luther; er nannte Luther den „Dr. Lügner", „das geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg;" eine ganz neue * Z.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 43

1880 - Dillenburg : Seel
- 43 — Elisabeth war die Tochter des Königs Jakobs I. von England. Als ^Friedrich über die Annahme der Krone zweifelhaft war, sprach sie: „Du lkonntest Dich vermessen, die Hand nach einer Königstochter auszustrecken, /und es bangt Dir vor einer Dir freiwillig angetragenen Krone! Ich will 1 lieber als Königin Brod essen, als an einer kurfürstlichen Tafel schwelgen." Friedrich V. empfing noch im Jahre 1619 die Huldigung iber Böhmen, Mähren und Schlesier; darauf verband er sich mit ibem Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen, welcher auf -Veranlassung Friedrich's in Ungarn einfiel und das Land dem ^Kaiser wegnahm. Friedrich aber verscherzte sich gar bald die Zuneigung eines großen Theiles der Böhmen und zwar durch sein ^schwaches Benehmen und durch mehrere Misgriffe gegen die Katholiken und gegen die Lutheraner. Während dessen hatte der Kaiser Ibas Haupt der Liga, den durch seine Feldherrngabe bekannten ^Maximilian von Baiern für sich gewonnen; der Papst versprach Geldunterstützung; König Sigismnnd von Polen schickte rthtn 8000 Kosaken zu Hülfe; Spanien versprach, von den Nieder-Ilanden aus die Pfalz zu besetzen, ja der lutherische Kurfürst Jo-Ihaun Georg von Sachsen stellte sich auf die Seite des Kaisers, iiudem er die Lausitz für denselben besetzte. Sofort rückte nun Maximilian mit einem kaiserlichen und lligistischen Heere in Oestreich ein, und nachdem er dies Land als lunterpsand für seine Kriegskosten einstweilen besetzt hatte, wandte Der sich nach Böhmen. Im Lager der Protestanten war in Folge Äes Vorgehens Friedrichs gegen die Lutheraner Uneinigkeit aus-tzgebrocheu; dazu fehlte ein erfahrener Feldherr, und König Friedlich vergaß in unglaublicher Sorglosigkeit die Schwere seiner Lage. ^So wurde es dem kaiserlichen Heere unter seinem Feldherrn Tilly Weicht das böhmische Heer am weißen Berge bei Prag vollständig zu schlagen (1620). Durch diesen Schlag völlig entnmthigt, 1620 verließ Friedrich mit großer Schnelligkeit das Land und eilte nach ^Schlesien und Brandenburg, und als er daselbst keine Hülse fand, stfloh er nach Holland. Obgleich das böhmische Heer um ein Drittel schwächer war, als das kaiserliche, so hätte ihm doch der Sieg sicher sein können, da es eine sehr ggünstige Stellung einnahm. Der Feldherr (Christian von Anhalt ersah ciden günstigen Zeitpunkt zum Angriffe, da ein Theil des feindlichen Heeres >21 och nicht auf dem Schlachtfelde erschienen war, und wollte die Schlacht beginnen; dem widersetzte sich aber der Reiteranführer Graf Hohenlohe, und -f0 ging der rechte Zeitpunkt verloren. Kaum eine Stunde nach dem von Zs eiten der Kaiserlichen erfolgten Angriffe befand sich das böhmische Heer rin unaufhaltbarer Flucht. Friedrich war durch den Verlust dieser Schlacht also fassungslos, daß er das Königreich Böhmen ebenso schnell ausgab, als i3er es übernommen hatte.

10. Neue und neueste Geschichte - S. 44

1880 - Dillenburg : Seel
— 44 — Der kaiserliche General Tilly, der uns im Verlaufe des Krieges noch öfter begegnen wird, war von Geburt ein Niederländer. Er war klein von Person, hatte eingefallene Wangen, finstere Augen, eine stark gerunzelte Stirn und trug einen starken, grauen Knebelbart. Seinen Hut schmückte eine lange Feder; seine Kleidung war ein grünes Atlaswams. Dem katholischen Glauben war er mit Leib und Seele zugethan. Sein Charakterbild schwankt in der Geschichte. Darauf erklärte Ferdinand Ii. den König von Böhmen dieses Landes und auch seiner Kurpfalz verlustig und sprach die -Acht über ihn aus. Friedrich hatte nur einen Winter regiert, weshalb man ihn spottweise den Winterkönig nannte. Sein Verbündeter, Bethlen Gabor von Siebenbürgen, gab Ungarn auf und versöhnte sich mit dem Kaiser. Drei Monate lang verschob der Kaiser das Gericht über die Böhmen, weil er die Truppen der Protestanten fürchtete; dann aber brach das Gewitter mit etnemmale los. In einer Stnnbe wurden 48 der Anführer des Aufstandes verhaftet und 27 derselben zum Tode verurtheilt; die protestantischen Prediger und Lehrer wurden vertrieben, die protestantischen Bürger zum Rücktritt in die katholische Kirche gezwungen; wer sich nicht fügte, mußte auswandern. An 30 000 Familien sollen damals Böhmen verlassen haben. Die Güter der Hingerichteten, der Geächteten und Geflüchteten wurden eingezogen und füllten den Säckel des Kaisers. Da nun auch die Union sich auflöste (1621), so nahm sich des geächteten Kurfürsten niemand an; fein Land hatte der Kaiser i dem Herzog Maximilian von Baiern Zugesprochen. Nur der Markgras Georg Friedrich von Baden-Durlach trat offen für Frtebrtch Y. auf; baneben begannen die Sölbnerführer Prinz Christian von Halber stabt und Ernst von Mansfeld einen Plünderungskrieg gegen die katholischen Kirchen und Klöster am Rhein. Da unterdessen Tilly von Böhmen her heranzog, auch Maximilian im Anzuge war, um die Pfalz in Besitz zu nehmen, so suchte sich Mausfeld mit Christian und Georg Friedrich zu ver- : 1622 einigen. Tilly wollte dies verhindern, erlitt aber bei Wisloch (in der Nähe von Heidelberg) eine Niederlage. Dagegen schlug er, von den herbeigerufenen Spaniern unterstützt, noch in demselben Jahre den Markgrafen von Baden bei Wimpfen und den Prinzen Christian von Halberstadt bei Höchst. Damit war Friedrichs V. Sache zu Ende; Ernst von Mansfeld und Christian von Halberstadt verließen unter furchtbaren Verheerungen Deutschland, um
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